Ihr wollt meine Geschichte? Warum? Damit ihr Mitleid heucheln und mich für eure eigenen Zwecke ausnutzen könnt? Mich in ein profitables Produkt verwandeln, mich woken, whacken, anziehen, ausziehen? Meine Geschichte ist lang und doch kurz, einzigartig und doch ähnlich. Endlos, sich windend, sich drehend, sich verändernd.
Wie könnt ihr es wagen – ihr, die ihr nicht in meinem Körper lebt? Ihr, die ihr nicht in meiner Seele lebt? Meint ihr, meine Geschichte erzählen zu können? Nichts wisst ihr. Nichts. Nur ich weiß. Und ich habe meine Geheimnisse, meine Wünsche.
Die Geschichte hat mich zur Heldin, zur Prophetin, zur Seherin, zur Heiligen gemacht. Wisst ihr nicht, dass auch ich töten, verstümmeln, manipulieren kann? Mein Zuhause ist nicht das Podest, auf das man mich stellen möchte. Ich bin kein Vorbild. Ein Vorbild für was?
Vergesst nie: Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert. A slippery slope. Wie schnell schleichen sich die gleichen Mechanismen der Kontrolle und Zensur ein, gegen die gekämpft wird?
Genug gebitched. Lasst mich vom Anfang an erzählen. Von meinem Körper. Keiner von euch wäre hier, hätte ich keinen. Einen Körper, der Kinder gebären kann, der unsere Spezies am Leben hält. Das ist grundlegend. Alle weiblichen Säugetiere können das. Wir können, aber wir müssen nicht.
Und das führt mich zum nächsten Punkt: Ich habe eine Wahl. „Nein, das hast du nicht“, höre ich die Stimmen – sowohl Unterdrücker als auch Befreier – verkünden. „Du hattest nie eine Wahl. Du wurdest immer entmachtet, versklavt.“ To hell mit euch und eurem bevormundenden Geschwätz!
Denn ich habe eine Wahl. In der dunkelsten Nacht habe ich eine Wahl. Vielleicht ist es gerade dann, dass ich erkenne, dass ich eine Wahl habe. Und ich erhebe mich und höre den Ruf. Und ich sage nein. Susanna sagte nein, Rosa Parks sagte nein. Ein Nein, das zu einem Ja wird. Aber wofür ist dieses Nein, dieses Ja?
Das Nein/Ja ist die Stimme der Weite. Sie sagt: Umarme die Heldin und die Schurkin in dir. Sie sagt: Sei einfach Mensch. Sie sagt: Höre endlich auf, alles zu überdenken. Wenn dieses Nein/Ja in mir singt, werde ich freier. Natürlicher. Wahrhaftiger. Handeln wird wie Atmen. Und ich ernähre mich – und die Welt – ein kleines Stück mehr.
Es ist wahr: Ich wurde pornographisiert und im Namen der Kunst manipuliert, zum Schweigen gezwungen, auf dem Scheiterhaufen verbrannt, in Kriegen und von Vätern und Brüdern vergewaltigt. Aber habt ihr, die ihr denkt, mich so gut zu kennen, jemals in Betracht gezogen, wie diese Erfahrungen mich prägen? Dass sie eine Quelle von Stärke, Empathie und Verständnis sind?
Ihr wollt meinen Schmerz wegnehmen? Fuck you. Meine Narben sind mein Banner. Ich bin nicht umsonst durchs Feuer gegangen, Jahrtausende für Jahrtausende. Ich bin ein Diamant – gepresst und gepresst und immer noch unter Druck.
Jedes Mal, wenn ich auf die Stimme in mir höre, weiß ich, was zu tun ist. Die Stimme gibt mir den Mut, meine Unschuld im Angesicht des Todes zu behaupten. Sie ermächtigt mich, in Zeiten der Apartheid einen Platz in einem Bus zu nehmen, der nur für Weiße bestimmt war. Sie bewahrt meine Würde, sie bewahrt meine Schönheit, sie bewahrt mich am Leben. Fähig, durch Wälder und Täler mit gehobenem Haupt zu schreiten. Und vor allem schenkt sie mir Freude.
Wenn ihr mich kennenlernen wollt, lauscht auf dies – meine Stimme. Und wenn ihr es tut, werdet ihr sie auch in euch selbst singen hören.